Nachruf

Bis zuletzt fast täglich im Betrieb

Helmut Allié

Am 16. April 2020 ist der Seniorchef der Firma PATURA im Alter von 92 Jahren verstorben. 

Helmut Allié wurde am 24.8.1927 in Marburg geboren und wuchs mit vier weiteren Geschwistern auf dem elterlichen, landwirtschaftlichen Betrieb auf. Der Vater hatte in seinem Heimatort Todenhausen neben der Landwirtschaft auch eine Schmiede aufgebaut.

Nach Abschluss der Handelsschule und einer landwirtschaftlichen Ausbildung zog es Helmut jedoch in die Ferne.

Er war über einige Jahre Verwalter auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben im südlichen Hessen. In dieser Zeit lernte er auch seine Frau Martha kennen, die über die folgenden sieben Jahrzehnte zu seiner größten Stütze nicht nur im privaten, sondern auch im geschäftlichen Bereich werden sollte.

Im Jahr 1955 wurde Helmut Allié Verkäufer bei der Ködel & Böhm Werksvertretung von Walter Zeier in Miltenberg. Nach dem viel zu frühen Tod seines Chefs im Jahre 1961 blieb Helmut Allié dem Betrieb treu, der von Frau Zeier weitergeführt wurde.

1965 ermöglichte ihm der damals marktführende Hersteller Ködel & Böhm den Schritt in die Selbständigkeit als Handelsvertreter. Umso geschockter erfuhr Helmut Allié 1969 vom geplanten Verkauf dieses fast 100 Jahre alten Traditionsunternehmens an die Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD). Anfang 1970 schlug er gegen den Rat seiner Frau ein überaus attraktives Angebot von KHD aus, als angestellter Verkäufer sein angestammtes Gebiet weiter zu bearbeiten.

Über Monate finanzierte sich Helmut Allié nur durch seine Ersparnisse und riskierte den beruflichen Neuanfang, indem er mit viel Fleiß und großem Einsatzwillen die Zusammenarbeit mit zehn kleinen und mittelgroßen Herstellern aufbaute, deren Produkte er mit großem Erfolg an den Landmaschinenhandel in Hessen und Unterfranken verkaufte.

Ende 1980 hatte Helmut Allié erneut den richtigen „Riecher“, indem er sich die Exklusivvertretung eines weltweit führenden, neuseeländischen Elektrozaun-Herstellers für einen Großteil von Deutschland sicherte. Er schickte seinen Sohn Bernd für drei Monate nach Neuseeland und legte damit den Grundstein für die Internationalisierung und die weitere, stetige Expansion des Unternehmens.

Ende 1992 gelang es ihm schließlich, seinen Sohn für die Unternehmensnachfolge zu gewinnen. Anstatt danach in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen, hat er mit weiterhin hohem und unermüdlichem Einsatz über fast 25 Jahre ein Netzwerk von Vertriebspartnern in Österreich und Südtirol aufgebaut. Bis zuletzt galt sein ganzes Interesse dem Betrieb und seinen Mitarbeitern.

Die Geschäftsführung und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trauern um ihren hoch geschätzten Seniorchef.

Familie und Firma stets zusammengehalten!

Martha Allié

Die Senior-Chefin der Laudenbacher Firma PATURA ist am 15. März 2025 zuhause im Kreis der Familie friedlich eingeschlafen.

Martha Allié, geb. Schromm, wurde am 16. Oktober 1928 in Türpes, Landkreis Landskron, Sudetenland geboren. Sie war die Jüngste von insgesamt vier Geschwistern. In den frühen Jugendjahren verbrachten sie eine glückliche Zeit auf einem stattlichen Vierseithof, den ihre Eltern bewirtschafteten. Wie üblich waren die Kinder schon sehr früh in viele Arbeiten auf dem Hof eingebunden. Die Vorzeichen änderten sich jedoch dramatisch, als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach. Der älteste Bruder Robert wurde in die Wehrmacht eingezogen und später in der Schlacht von Stalingrad tödlich verwundet. Nach Kriegsende im Mai 1945 mussten sich die 16-jährige Martha und ihre ältere Schwester Hilde vor den russischen Soldaten verstecken, wahlweise bei Freunden und Verwandten auf dem Heuboden, im Sommer aber auch in den hohen Getreidefeldern und im Wald. Im Jahre 1946 erfolgte die Vertreibung aus der Tschechoslowakei in den Westen Deutschlands, ein Schicksal, das die Familie Schromm mit insgesamt 3 Mio. Sudetendeutschen teilte. Praktisch mittellos wurde die Familie auf einem Gutshof bei Lauterbach (Hessen) sehr spartanisch untergebracht.

Auf mehreren Gutsbetrieben rund um Frankfurt absolvierte Martha kurze Zeit später eine Ausbildung in ländlicher Hauswirtschaft, die sie mit dem Erwerb des Meisterbriefs erfolgreich abschloss. In dieser Zeit lernte sie auch Ihren späteren Ehemann Helmut kennen, der als Verwalter auf einem der Gutsbetriebe tätig war.

Martha wollte weitere berufliche Erfahrungen sammeln, u.a. mehrere Jahre als Haushälterin bei der Industriellenfamilie Freudenberg in Weinheim an der Bergstraße. Geheiratet wurde 1956 in Marburg, gefolgt von der Geburt der beiden Kinder Bernd und Sigrid 1957 und 1958. Nachdem 1964 das Wohnhaus fertiggestellt war, erfolgte im Frühjahr 1965 die Gründung der Firma Helmut Allié Werksvertretung im Kinderzimmer von Sohn Bernd. Die Aufgabenverteilung war klar geregelt: Helmut war die ganze Woche im Außendienst unterwegs und verkaufte äußerst erfolgreich große Landmaschinen an den Fachhandel in Hessen und Unterfranken. Martha war allein auf sich gestellt verantwortlich für sämtliche Büroarbeiten, den Haushalt und die Kindererziehung.

Der Übergang der Firma auf die zweite Generation gestaltete sich sehr schwierig. Der erste Versuch im Frühsommer 1984 scheiterte nach wenigen Monaten an Meinungsverschiedenheiten zwischen Senior Helmut und Junior Bernd. Der zweite Versuch ab 1993 war nicht weniger problematisch. Letztlich war es hauptsächlich dem ausgleichenden Wesen, dem diplomatischen Geschick und der äußerst ausgeprägten Stresstoleranz von Martha zu verdanken, dass sich Junior und Senior immer wieder zusammenrauften und ein dynamisch wachsendes, gesundes und marktführendes Unternehmen aufgebaut werden konnte. Gleichzeitig war Martha in Vollzeit in der Finanzbuchhaltung und vielen anderen Bereichen tätig. Durch die sehr persönliche Bewirtung von Kunden und Gästen im Betrieb, aber auch auf Messen und Ausstellungen hat sich Martha weit über die deutschen Grenzen hinaus einen fast schon legendären Ruf in Sachen Gastfreundschaft erarbeitet.

In Teilzeit war sie regelmäßig in den Abend- und frühen Morgenstunden noch für die Betreuung von vier lebhaften Enkelkindern in Bürgstadt zuständig, da die beiden Eltern beruflich sehr viel unterwegs waren.

Gerne reklamieren die Männer an der Spitze eines Unternehmens den Erfolg für sich. Wie groß und letztlich entscheidend der Beitrag der häufig im Hintergrund agierenden Ehefrau und Mutter Martha für die dauerhafte Absicherung des Unternehmenserfolgs war, sollte in diesem Nachruf aufgezeigt werden.

Wenn Sie Ihr Mitgefühl ausdrücken möchten, haben Sie dazu die Möglichkeit. Die Einträge im digitalen Kondolenzbuch sind öffentlich und vereinen uns in dieser schweren Zeit.